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|   Offener Brief

Offener Brief zum Umgang mit dem ehemaligen Reichsparteitagsgelände

an den Oberbürgermeister der Stadt Nürnberg

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,

Die Kunstaktion des Regenbogenpräludiums an der Zeppelintribüne hat die Diskussionen zum Umgang mit Kunst auf dem ehemaligen Reichsparteitagsgelände, aber auch generell zum Umgang mit dem Gelände, wieder stark in Schwung gebracht.
Doch nun darf die Diskussion nicht nachlassen und es gibt einiges, das es zu verbessern gilt. Daher wenden wir uns mit einem offenen Brief an Sie.

Die Resonanz auf die Kunstaktion war sehr groß und fand auch überregional Anklang. Es gab Pressemitteilungen (Die Zeit, Süddeutsche Zeitung, Der Freitag, Bayerischer Runkfunk...), Leserbriefe, Diskussionen und Meinungsaustausch in den sozialen Medien.
Unser Verein BauLust e.V. hat den Rückenwind dieser Aufmerksamkeit genutzt und eine hochkarätige Online-Podiumsdiskussion mit der Uni Wien und der Akademie der Bildenden Künste in kürzester Zeit organisiert und durchgeführt. Über 270 Personen haben die Veranstaltung online interessiert verfolgt. (Die Veranstaltung ist auf unserer Homepage abrufbar: www.baulust.de)

Das bedeutet, dass die Aufmerksamkeit auf das Geschehen und die (künftige) Entwicklung auf dem ehemaligen Reichsparteitagsgelände in Nürnberg sehr groß sind.

Doch wer plant die Entwicklungen?

Es gibt keine zusammenhängende Betrachtung des Geländes! Nur fragmentarische Entwicklungen oder die „Nicht-Beachtungen“ von Orten, die im engen Zusammenhang mit dem ehemaligen Reichsparteitagsgelände stehen: Platz der Opfer des Faschismus, Erweiterung des Doku-Zentrums, Pavillon vor der Zeppelintribüne, mögliche Umnutzung der Kongresshalle, Bahnhof Märzfeld.
Die Informationspolitik der Stadt Nürnberg über den Umgang mit dem ehemaligen Reichsparteitagsgelände ist dünn gesät und intransparent! Eine erforderliche „Masterplanung“ für den Gesamtkontext wird weiterhin nicht unternommen.
Es gibt keine öffentliche Diskussion, keine Bürgerbeteiligung und keine aktive Mitwirkungsmöglichkeit von baukulturellen Vereinen und Verbänden (BauLust e.V., AIV, BDA, etc.)
Es entsteht der Eindruck, dass die Bürgerschaft erst informiert und dann „scheinbar“ beteiligt wird, nachdem schon wichtige Weichen für weitere Entwicklungen rund um das ehemalige Reichsparteitagsgelände gestellt wurden. Dabei geht es nicht nur um bauliche Entscheidungen und Planungen, sondern besonders um inhaltliche Ziele für das gesamte Stadtquartier.

Wir fordern:

  • einen konstanten öffentlichen Diskurs zum Umgang mit dem ehemaligen Reichsparteitagsgelände (Beispiel: Nürnberger Gespräche, von Herrn Dr. Hermann Glaser)
  • umfassende Informationen über alle geplanten und angedachten Projekte und Vorhaben, sowie deren Ziele zum gesamten ehemaligen Reichsparteitagsgelände (Steintribüne, Pavillon vor der Zeppelintribüne, Zeppelinfeld, Dokumentationszentrum, Kongresshalle, Silberbuck, ehem. Märzfeld, Langwasser).
  • Transparenz der Investitionen in Bau und vor allem in Pädagogik und Didaktik, etc. Wir wünschen uns in diesem Bereich mehr Aufrichtigkeit und Ehrlichkeit. Das fängt beispielsweise bei der verharmlosenden Wortschöpfung „Trittfestmachung“ an, die tatsächlich eine Renovierung der Zeppelintribüne ist und geht weiter
  • Bürgerbeteiligung und aktive Mitwirkung der baukulturellen Vereine und Verbände (BauLust e.V., AIV, BDA, etc.) zum Thema
  • Häufige und wiederkehrende Informationsveranstaltungen zum Stand der geplanten Vorhaben über den oben genannten öffentlichen Diskurs hinaus, über Entwicklungen auf dem gesamten ehemaligen Reichsparteitagsgelände, baulich, pädagogisch, organisatorisch, finanziell, personell und zeitlich.

Zu einem Austausch mit Ihnen sind wir jederzeit gerne bereit. Wir meinen, dass gerade jetzt in eher ruhigen Zeiten von laufenden Planungen und Konzepten die richtige Gelegenheit dazu ist.

Mit Freundlichen GrüßenDer Vorstand vom BauLust e.V

Marc C. Kücking, 1. Vorsitzender,
Susanne Klug2. Vorsitzende,
Susanne Fink-Beie, Schatzmeisterin,
Jacob Bach, Schriftführer